
KulturMut 2022
Diverse Audience Development – Die Kultur von Morgen gestalten!



KulturMut 2022
Die KulturMut Convention 2022 fand vom 15. bis 18. Juni statt und stand ganz im Zeichen von Diverse Audience Development – also der Frage, wie kulturelle Einrichtungen neue und vielfältigere Zielgruppen ansprechen, Zugänge erleichtern und gesellschaftliche Teilhabe stärken können.
Im Austausch mit Akteur:innen aus Kunst, Kulturvermittlung, Wissenschaft und Zivilgesellschaft wurden konkrete Herausforderungen, aber auch Chancen für eine diversitätsorientierte Öffnung kultureller Institutionen diskutiert. Themen wie Barrierefreiheit, diskriminierungssensible Kommunikation, partizipative Formate und strukturelle Ausschlüsse standen dabei im Zentrum.
Die Convention bot Raum für kritische Reflexion, praxisnahe Ansätze und neue Impulse für die Weiterentwicklung von Audience-Development-Strategien – und machte deutlich, wie vielgestaltig und herausfordernd die Arbeit an echter Teilhabe ist.
Neben dem Fachprogramm mit Inputs, Panels und Workshops gab es ein vielfältiges Angebot an sogenannten „Schnupperkursen“ – praxisnahen Kurzformaten, in denen kreative Methoden ausprobiert und niedrigschwellig neue Perspektiven auf kulturelle Teilhabe eröffnet wurden.
Unsere Speaker:innen für das Fachprogramm
Interkultur
15. Juni 2022
Outreach
16. Juni 2022
Inklusion
17. Juni 2022
Marketing
18. Juni 2022

Talk mit
Prasanna Oommen
Prasanna Oommen ist Moderatorin, Kommunikationsberaterin und aktives Mitglied der Neuen Deutschen Medienmacher:innen. Ihre Arbeit bewegt sich an den Schnittstellen von Kunst, Kultureller Bildung, Diversität und politischer Kommunikation. Bei der KulturMut Convention war sie als Expertin zum Themenbereich Interkultur eingeladen.

Talk mit
Dagmar Wunderlich
Dagmar Wunderlich stammt aus Berlin. Sie ist Kulturmanagerin und Kulturwissenschaftlerin und ist u.a. als Beraterin im Kulturbereich tätig. Darüber hinaus hat sie ein Buch über “Museen aus der Perspektive von Jugendlichen” veröffentlicht. Das Thema Outreach ist hier omnipräsent: Es geht darum, Bewohner:innen aller Altersstufen, sozialer Schichten, Bildungsschichten und Religionszugehörigkeiten anzusprechen und für das Museum und seine Themen zu begeistern.

Talk mit
Michael Gerr
Michael Gerr hat seit einem Autounfall im Jahr 1992 eine Behinderung und hat sich seitdem vor allem dem Thema inklusive Gesellschaft und damit einhergehend der Politischer Teilhabe verschrieben. Er leitet die EUTB Teilhabeberatung Würzburg (WüSL e.V.) — Selbstbestimmt Leben, ist Mitglied des Diversitätsrats des Bündnis 90/DIE GRÜNEN und war außerdem einige Jahre im Kultur- sowie Theaterausschuss der Stadt Würzburg.

Talk mit
Sarah Youssef
Sarah Youssef ist eine international arbeitende Kunstschaffende, Wissenschaftlerin und aktuell Projektleiterin sowie Kuratorin des diversCITY Tags im Rahmen des africologne Festivals Köln. Sie ist Gründungsmitglied der internationalen NGO C.A.S.T. sowie des Kölner Theaterkollektivs Spiegelberg und geht verschiedenen Lehraufträgen in NRW nach. Ihr Forschungsfokus liegt auf partizipativem politischem Theater mit Randgruppen, Theater aus dem arabischen Raum und Immersion.





Unsere Schnupperkurse
15. Juni 2022
15:00 Uhr: Kultur & Nachhaltigkeit
16:30 Uhr: Grafik-Grundlagen mit Canva
18:00 Uhr: Diversity
16. Juni 2022
12:30 Uhr: Start-up Kultur
14:00 Uhr: Videoschnitt mit DaVinci Resolve
15:30 Uhr: Bezirksorientierte Fördermittel
17:00 Uhr: Kunstpädagogik
18:30 Uhr: offene Bildungsberatung
17. Juni 2022
11:00 Uhr: Diskriminierungssensible Sprache
12:30 Uhr: Kulturpolitik verstehen
14:00 Uhr: Marketing ohne Budget
15:30 Uhr: Layoutgestaltung mit Scribus


Talk zum Thema Interkultur
In ihrem Vortrag beleuchtete Prasanna Oommen, wie Kulturinstitutionen in einer vielfältigen Gesellschaft kommunizieren und Verantwortung übernehmen können. Sie machte deutlich, dass Diversität nicht automatisch entsteht, sondern gezielte Öffnung und eine klare Haltung erfordert. Institutionen müssen Strukturen überprüfen, Machtverhältnisse sichtbar machen und marginalisierte Perspektiven aktiv einbeziehen.
Ein Schwerpunkt lag auf den Dimensionen von Diversität – von Geschlecht, Alter und sozialer Herkunft bis zu Religion, körperlichen Voraussetzungen oder sexueller Orientierung. Anhand konkreter Leitfragen zeigte Oommen, wie Zielgruppen besser verstanden werden können: Welche Bedürfnisse haben sie, welche Sprache spricht sie an, und welche Communities sind bislang noch nicht erreicht?
Darüber hinaus stellte sie einen 10-Punkte-Plan für diversitätssensible Kommunikation vor – von der Sensibilisierung und Leitbildentwicklung über interne Analysen bis hin zu Umsetzung und gemeinsamer Evaluation. Ein besonderes Augenmerk legte sie dabei auf die Rolle der Sprache und Bildsprache: wertschätzend, inklusiv, klischeefrei.
Abgerundet wurde der Vortrag durch Good-Practice-Beispiele aus Theatern und Kulturinstitutionen, die zeigten, wie diversitätsorientierte Öffnung in der Praxis aussehen kann – von Outreach-Programmen über barrierefreie Angebote bis hin zu partizipativen Formaten.
Talk zum Thema Outreach
Dagmar Wunderlich stellte in ihrem Vortrag vor, was unter Outreach verstanden werden kann: Strategien, mit denen Kulturinstitutionen ihre Grenzen öffnen und Menschen einbeziehen, die bislang weniger Zugang hatten. Es geht dabei nicht nur um mehr Besucher:innen, sondern um Teilhabe, Inklusion und die aktive Mitgestaltung von Kulturangeboten. Outreach stößt damit auch interne Veränderungsprozesse an und hinterfragt Strukturen innerhalb der Institution.
Outreach zeigt sich in verschiedenen Formen – etwa als School Outreach mit mobilen Museen und Peer-Guide-Ausbildungen, als Community Outreach in Kooperation mit Stadtteilen und Initiativen oder als Digital Outreach mit partizipativen Online-Formaten und interaktiven Plattformen. Entscheidend sind dabei Haltung, die Einbindung der Leitungsebene, qualifiziertes Personal, Ko-Kreation und langfristige Partnerschaften.
Good-Practice-Beispiele wie on.Tour des Jüdischen Museums Berlin, The WALL in Kopenhagen oder Selam Opera! an der Komischen Oper Berlin machten anschaulich, wie Outreach gelingen kann – von mobilen Ausstellungen über digitale Beteiligung bis zu spontanen Opernauftritten im öffentlichen Raum.
Zum Abschluss betonte Wunderlich, dass Outreach keine einmalige Aktion sein darf. Projekte müssen strategisch weitergeführt werden, damit sie nachhaltig wirken. Echte Teilhabe verändert nicht nur das Publikum, sondern auch die Institution selbst – ein Prozess, den sie als „Inreach“ bezeichnete.
Talk zum Thema Inklusion
Michael Gerr stellte in seinem Vortrag heraus, dass Barrierefreiheit weit mehr bedeutet als den Zugang zu Gebäuden. Sie umfasst auch Kommunikation, Informationen, digitale Angebote und damit die Möglichkeit zur gleichberechtigten Teilhabe am gesellschaftlichen Leben. Barrieren betreffen nicht nur Menschen mit Behinderungen, sondern ebenso Eltern mit Kindern, ältere Menschen, Personen mit Migrationsgeschichte oder temporär eingeschränkte Menschen. „Barrierefreiheit geht uns alle etwas an“, lautete sein zentrales Credo.
Im Fokus stand die UN-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK), die kulturelle Teilhabe als Menschenrecht festschreibt. Nach Artikel 30 haben Menschen mit Behinderung das Recht, gleichberechtigt am kulturellen Leben teilzunehmen. Staaten sind verpflichtet, den Zugang zu kulturellen Materialien, Veranstaltungen und Institutionen sicherzustellen. Inklusion bedeutet dabei nicht Integration, sondern von vornherein ein gemeinsames Leben aller Menschen – ohne Ausgrenzung.
Ein weiterer Schwerpunkt lag auf dem Thema Ableismus, der Diskriminierung aufgrund körperlicher, psychischer oder kognitiver Beeinträchtigungen. Gerr machte deutlich, dass der Abbau solcher gesellschaftlicher Denkmuster ebenso wichtig ist wie der Abbau baulicher oder digitaler Hürden.
Für Kultureinrichtungen bedeutet dies, Barrieren in allen Bereichen zu identifizieren: von räumlicher Zugänglichkeit über interne Kommunikationsstrukturen bis hin zur zielgruppengerechten Ansprache. Bedarfsabfragen im Vorfeld von Veranstaltungen, diversitätssensible Sprache und Bildsprache sowie klare Informationen zu Barrieren und Ansprechpersonen sind zentrale Werkzeuge.
Abschließend verwies Gerr auf Good-Practice-Beispiele wie Cast Me In! beim International Film Festival Cologne und auf Plattformen wie inklusivegesellschaft.de, die Wissen und Methoden für eine inklusivere Kulturarbeit bereitstellen.
Die KulturMut Convention 2022 wurde gefördert von:

