
Wir brauchen eine Kulturarbeit, die gerecht ist.
Kulturarbeit, die gemeinschaftlich und zukunftsfähig, familienfreundlich und feministisch, ressourcenschonend und chancengleich ist. Eine Kulturarbeit, die sich jede:r von uns leisten kann!



KulturMut 2023
(Angehende) Künstler:innen und Kulturschaffende brauchen Mut.
Mut und Bereitschaft zur Veränderung, um eine Kulturarbeit für Morgen zu gestalten. Ein solcher Wandel im Denken und Handeln ist nicht von heute auf morgen getan. Wir Kulturarbeiter:innen finden uns in einem ständigen Prozess wieder und genau den möchten wir von ganzen Herzen unterstützen.
Mit der KulturMut Convention 2023 haben wir uns vom 14. bis 16. September 2023 Themen der sozialen Nachhaltigkeit gewidmet – mithilfe von Expert:innen-Inputs, Diskussionsrunden und Workshops.
Soziale Nachhaltigkeit? Was heißt das?
Obwohl die soziale Dimension seit Jahrzehnten als ein zentrales Element in fast allen Nachhaltigkeitskonzepten gilt, fällt auf, dass in zahlreichen Diskursen und Diskussionszusammenhängen Gerechtigkeits-, Ungleichheits- und Machtfragen ausgeblendet werden.
Quelle: Görgen, Grundmann, Hoffmeister, Wendt (Hrsg.), 2019: Die soziale Dimension der Nachhaltigkeit
Bei der sozialen Dimension von Nachhaltigkeit steht der Mensch im Mittelpunkt. Es geht darum, Ressourcen fair zu verteilen und Menschen gerecht zu behandeln. Die großen Aufgaben liegen unter anderem darin, Armut zu bekämpfen, einen uneingeschränkten Zugang zu Bildung sowie Gesundheit und Wohlergehen zu gewährleisten und sichere Arbeitsbedingungen zu schaffen.
Bei der Kulturmut Convention 2023 warfen wir den Blick auf arbeitsspezifische Fragen im Kunst- und Kulturbereich. Denn besonders dort herrschen nach wie vor teils prekäre Arbeitsbedingungen. Überlastung, Selbstausbeutung, befristete Verträge ohne Aussicht auf Verlängerung, Chancenungleichheit und geringe Bezahlung sind nur wenige Beispiele einer langen Liste.
Und wie genau?
Wir haben an drei Tagen kritisch auf Kulturarbeit geblickt — in Bezug auf Chancengleichheit und Zugänglichkeit, Lohngerechtigkeit und Geschlechtergleichstellung, Mutterschaft und Familienvereinbarkeit, Arbeitsklima und Anerkennung sowie Ehrenamt und Ressourcenschonung.
Unser Plan war es, den Status Quo zu hinterfragen, soziale Missstände zu benennen, Erfahrungen auszutauschen, Best Practice Beispiele zu adaptieren, kreativ zu sein, laut zu sein, utopisch zu sein …
Und schließlich konkrete Handlungs- und Lösungsstrategien zu entwickeln.
Tag 1 — Convention-Eröffnung

Timetable: 14.09.2023
18:30 Uhr: Begrüßung
19:30 Uhr: Nanette Snoep: „Wie sieht eine soziale & gerechte Kulturarbeit aus – zur postkolonialen Transformation von Kultureinrichtungen“
20:30 Uhr: Publikumsgespräch und Live-Musik von Mags

Unsere Keynote-Speakerin für Tag 1

„Die Kultur für morgen zu denken, bedeutet auch Reibung auszuhalten“
– Nanette Snoep, Direktorin des Rautenstrauch-Joest-Museums in Köln
Nanette Snoep ist die Direktorin des Rautenstrauch-Joest-Museum (RJM) in Köln. Es ist eines der bedeutenden ethnologischen Museen Deutschlands. Dort setzt sie eine dekoloniale Strategie um. Sie führte uns am ersten Abend der KulturMut Convention in die aktuellen Transformationen und Debatten rund um kulturelle Institutionen, insbesondere von ethnologischen Museen mit einem kolonialen Erbe ein. Ihre größte Leidenschaft? „Gerechtigkeit! Eine Welt ohne Rassismus.“
Tag 2 — Klassismus und Kulturarbeit

Timetable: 15.09.2023
13:00 Uhr: Begrüßung
13:30 Uhr: Georg Blokus: „Wie gestalten wir eine zugängliche Kulturarbeit für alle?“
14:30 Uhr: Pause
15:15 Uhr: Ideen und Workshopphase mit Georg Blokus
18:15 Uhr: Gemeinsamer Ausklang
Unser Keynote-Speaker für Tag 2
„Wenn wir es schaffen als Kulturarbeiter:innen unsere eigenen Bedingungen zu verbessern, dann verbessert das auch die Bedingungen unserer Communities.“
– Georg Blokus, Leiter des Berliner Büros von European Alternatives
Georg Blokus wurde in Danzig geboren, ist in Köln aufgewachsen und lebt seit zwei Jahren in Berlin. Ursprünglich ist er Diplom-Psychologe, der immer wieder Ausflüge in die politische Dokumentartheatermacherei macht und sein Geld aber vor allem als politischer Bildner, Trainer und Berater für progressive Bewegungen, Gewerkschaften und migrantische Communities verdient. Seine größte Leidenschaft? „Die Kunst – die Kunst, wie wir Solidarität und Macht – oder besser – Hoffnung und Mut – organisieren, um in einer Welt zu leben, in der wir füreinander sorgen können, wie wir es am liebsten tun würden.“

Tag 3 — Soziale Kulturarbeit in der Praxis






Werkstattgespräche mit unseren Speakerinnen

Gemeinsam für bessere Arbeitsbedingungen — ein Plädoyer für Engagement

Familienvereinbarkeit und Mutterschaft in der Kultur

Es ist mir eine Ehre dabei zu sein! — Für eine Kultur der Anerkennung
„Es braucht Leute, die ein bisschen Mumm haben, voranzugehen. Ich hab’s getan, weil es getan werden musste. Es braucht immer jemanden, der als erstes anpackt.“
– Laura Oetzel, Harfenistin & stellv. Vorsitzende der Landsachgruppe Musik ver.di
„Ich bin Musikerin aus Köln. Nach zwölf wunderbaren Jahren in Weimar lebe ich nun seit einiger Zeit wieder in meiner Heimat im Rheinland. Ich arbeite als Harfenlehrerin an der Musikschule der Stadt Sankt Augustin. Außerdem bin ich freie Harfenistin mit Schwerpunkt Kammermusik. Mit meinem Partner Daniel Mattelé spiele ich im Duo mit zwei Harfen. Meine größte Leidenschaft? Nur eine?! Ich versuche es: Harfe, Literatur, Arbeit mit Kindern, Gerechtigkeit …“
„Inwiefern erhalten wir künstlerisch den Status Quo und inwiefern handeln wir wirklich emanzipatorisch?“
– Maxa Zoller, künstl. Leiterin des Internationalen Frauenfilmfests Dortmund-Köln
„Ich bin die künstlerische Leitung des Internationalen Frauen Film Fest Dortmund und Köln. Ich wohne mit meinen zwei Söhnen in Dortmund. Meine größte Leidenschaft? Ich habe so viele; die Kunst, die Natur, Kreativität …“
„Ehrenamt und professionelles Arbeiten verschwimmen. Stichwort: Unfreiwillige Freiwilligenarbeit.“
– Elizaveta Khan, Geschäftsführerin des Integrationshaus e.V. in Köln-Kalk
„Ich bin eine aktivistische Sozialarbeiterin und Sozialpädagogin, Lehrkraft für Deutsch als Zweitsprache, Lehrbeauftragte an verschiedenen Hochschulen und Referentin zu den Themen Rassismuskritik, Empowerment, Desintegration und Demokratie. Als Geschäftsführerin des Integrationshaus e.V. in Köln-Kalk befinde ich mich in einer machtvollen Position, als Ausländerin im Integrationsrat der Stadt Köln, bin ich geübt im Widerstand gegen Ungerechtigkeiten und im Engagement für eine diversitätssensible Öffnung von Institutionen und Verwaltung. Ich liebe Menschen und engagiere mich sehr gerne so viel wie es geht für eine gerechtere Gesellschaft. Mein Tun ist meine Leidenschaft.“
Design Thinking Workshop an Tag 3
Im Design Thinking Workshop am letzten Tag der Convention wurde es praktisch! Wir entwickelten unter dem Szenario einer fiktiven Demonstration vor dem Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW kreative Protestformate, um auf prekäre Arbeitsbedingungen in der Kultur aufmerksam zu machen.
Ziel war es, gemeinsam Forderungen für eine nachhaltigere Kulturarbeit zu formulieren und diese in Form einer symbolischen Kampagne sichtbar zu machen. In Kleingruppen wurden innerhalb von 1,5 Stunden zentrale Demoelemente gestaltet, darunter Plakate, Slogans, Memes, ein Manifest mit konkreten Forderungen sowie kreative Extras wie Buttons, ein Protestsong und eine Galionsfigur als Maskottchen. Anschließend präsentierten sich die Gruppen ihre Forderungen gegenseitig.







Barrieresensibilität
Barrieresensibiltät spielte für uns bei der KulturMut Convention 2023 eine zentrale Rolle, da es uns wichtig war, einen Raum zu schaffen, in dem sich möglichst jede:r willkommen und wohl fühlt und so eine offene sowie diskursive Atmosphäre entstehen kann. Daher haben wir uns dafür eingesetzt, unsere Veranstaltungen so barrierearm und zugänglich wie möglich zu machen. Eine erfahrere Awareness-Person war bei der Convention vor Ort und jederzeit ansprechbar. Wir haben frühzeitig bei den Teilnehmenden besondere Bedarfe abgefragt, damit wir angemessen darauf reagieren konnten. So war es möglich, für die Speaker:innen und Teilnehmenden eine Kinderbetreuung anzubieten.
Open Call
Im Vorfeld der KulturMut Convention 2023 haben wir Kulturarbeitende dazu eingeladen, ihre persönlichen Erfahrungen rund um soziale Gerechtigkeit in der Kulturarbeit zu teilen – unabhängig davon, ob sie an der Convention teilnehmen oder nicht.
Über einen anonymen Open Call konnten Geschichten, Gedanken und Erlebnisse zu Themen wie Klassismus, Zugänglichkeit, Ehrenamt, Wertschätzung, Arbeitsbedingungen, Elternschaft oder Geschlechtergerechtigkeit eingereicht werden. Ziel war es, individuellen Perspektiven Raum zu geben und sichtbar zu machen, was viele im Kulturbetrieb bewegt – im Alltag, im Beruf und in ihrer Haltung zur Kulturarbeit.
Die eingesendeten Erlebnisse bzw. Erfahrungen wurden an Tag 2 der Convention vor den Teilnehmenden vorgelesen und zudem zum Nachlesen in schriftlicher Form aufgehängt. Sie sind im Nachbericht der Convention dokumentiert und können auch dort gefunden werden.
Die KulturMut Convention 2023 wurde gefördert von:



Medienpartner der KulturMut Convention 2023:


