
KulturMut 2024
Kultur. Kampf. Mut. – Wehrhafte Kultur für die Demokratie von Morgen


KulturMut 2024
Auf der KulturMut Convention 2024 lag der Fokus auf Widerstandsfähigkeit und Nachhaltigkeit in der Kulturarbeit. In Zeiten von Rechtspopulismus, der Schließung und Einschränkung von Kultureinrichtungen in Mitgliedsländern der Europäischen Union sowie massiven finanziellen Kürzungen ist es von entscheidender Bedeutung, dass Menschen im Kulturbereich gestärkt und befähigt werden, um den Kampf für kulturelle Vielfalt und Freiheit zu führen. Auch in der Kulturszene von Köln und NRW zeichnet sich ab, dass die Kultur zunehmend als Kampffeld des politischen Diskurses, gerade seitens der politischen Rechten, etabliert wird. Es ist festzuhalten: Kultureinrichtungen geraten zusehends ins Visier und unter Druck, einerseits weil sie in ihrer Ausrichtung nicht nur für eine progressive Gesellschaft stehen und die kulturelle Vielfalt und gesellschaftliche Diversität versuchen zu leben, sondern andererseits auch mit ihrer Arbeit die Bilder im gesellschaftlichen Diskurs prägen können.
Die Kultur(arbeit) und ihre Institutionen geraten zusehends unter rechtspopulistischen Druck und es ist von entscheidender Bedeutung, gemeinsam den Kampf für kulturelle Vielfalt und Freiheit zu führen.
Die KulturMut Convention 2024 erfolgte in einem Dreischritt

Auftakt
Ein abendliches Auftaktevent am 24. April 2024 diente als Informationsveranstaltung für interessierte Institutionen und potenzielle Teilnehmer:innen für das Camp. Gleichzeitig bot es die Möglichkeit, sich über aktuelle Entwicklungen im Konfliktfeld Kultur zu informieren, erste Gespräche zu führen und sich über anstehende Veranstaltungen im Schnittfeld Kultur und Demokratie auszutauschen. Das Event fand in der Seekabelstraße 4, 50733 Köln statt.

Camp
Am 21. & 22. Juni folgte ein mehrtägiges KulturMut-Camp in der Gedenkstätte Vogelsang IP. Hier fand ein Austausch statt, um Wissen, Fähigkeiten und Netzwerke in der Kulturarbeit zu fördern. Zudem wurden Tools und Strategien erlernt und gemeinsam Lösungsansätze zu einer wehrhaften Kultur(arbeit) entwickelt.

Tagung
Auf der Abschlusstagung am 11. Oktober 2024 wurden die Ergebnisse des Camps vorgestellt und diskutiert. Gleichzeitig stellte die Veranstaltung die Möglichkeit dar, gemeinsam im Prozess die Bedarfe, Handlungsspielräume und Optionen zur Wehrhaftigkeit der Kultur(arbeit) zu erarbeiten. Die Tagung fand in der Seekabelstraße 4, 50733 Köln statt.
KulturMut-Auftaktevent am 24.04.2024
Timetable
19:00 Uhr: Einlass und Registrierung
19:30 Uhr: Begrüßung
19:45 Uhr: Podiumsgespräch
20:30 Uhr: Ausklang und Vernetzung
Beim Auftaktevent der KulturMut Convention 2024 sprachen wir in einer Podiumsdiskussion mit verschiedenen Kulturakteur:innen aus Köln über die Rolle der Kultur in Zeiten von erstarkendem Rechtsruck.
Mit dabei waren Anna Marienfeld und Björn Gabriel vom Studio Trafique und Dr. Dirk Lukaßen vom NS-Dokumentationszentrum.

Das Podium beim Auftakt

Anna Marienfeld
ist Teil der künstlerischen Leitung des Studio Trafique Köln. Sie arbeitet als Konzepterin, Produzentin, Schauspielerin, Kostümbildnerin und Videokünstlerin, sowohl in der freien Theaterszene, als auch an Stadttheatern.

Dr. Dirk Lukaßen
ist seit Februar 2020 Leiter des Bildungs- und Vermittlungs-bereichs des NS-Dokumentationszentrums in Köln. Er betreut, koordiniert und entwickelt museums-pädagogische Angebote mit Interessensschwerpunkten in NS-Vergangenheit, Erinnerungs-forschung, Public History und Faschismusgeschichte.

Björn Gabriel
ist Teil der künstlerischen Leitung des Studio Trafique Köln. Er ist als Regisseur, Produzent und Autor sowohl in der Freien Szene, als auch an Stadt- und Staatstheatern in Deutschland, Österreich und der Schweiz tätig.

Clara Hense
ist Medienkulturwissenschaftlerin und angehende Kulturmanagerin. Nach ihrem Studium in Freiburg, Madrid und Köln und beruflichen Stationen bei Veranstaltungsagenturen und Filmfestivals arbeitet sie als Volontärin beim Kulturgetriebe e.V. in Köln. Hierbei verantwortet sie u.a. die KulturMut 2024
KulturMut-Camp am 21. und 22. Juni 2024
Beim KulturMut-Camp sind wir in einem mehrtätigen Austausch gegangen, um Wissen, Fähigkeiten und Netzwerke zu teilen. Wir haben uns an den beiden Tagen thematisch mit „Aktion“ und „Reaktion“ in Bezug auf rechtspopulistischen Druck in Workshops mit Expter:innen auseinandergesetzt.
Der Veranstaltungsort des KulturMut-Camps findet nicht – wie die anderen Termine der KulturMut Convention 2024 – in Köln, sondern in der Gedenkstätte Vogelsang IP in der Eifel statt. Vogelsang IP, auch “internationaler Platz für Toleranz, Vielfalt und friedliches Miteinander” genannt, ist ein Ausstellungs-, Kultur- und Bildungszentrum inmitten des Nationalparks Eifel.
Der Ort wurde ursprünglich in den 1930er Jahren als nationalsozialistische Ordensburg erbaut und diente als ideologisches Schulungszentrum für zukünftige Nazi-Führer. Ordensburgen waren als Ausbildungsstätten entscheidend für die Indoktrination der NS-Ideologie und die Vorbereitung junger Männer auf Führungsrollen in Politik, Militär und Verwaltung. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Vogelsang vom belgischen Militär genutzt, bevor es 2006 der deutschen Regierung übergeben wurde. Seitdem ist es für die Öffentlichkeit als Gedenk- und Bildungszentrum zugänglich. Durch Ausstellungen, Führungen und Bildungsprogramme können Besucher:innen die Vergangenheit des Ortes erkunden und die Bedeutung der Förderung von Toleranz, Vielfalt und Demokratie erfahren.
Aufgrund der historischen Bedeutung und der vielseitigen aktuellen Nutzung ist die Gedenkstätte Vogelsang IP unserer Ansicht nach der ideale Ort, um sich kollektiv und kritisch auszutauschen und Handlungsmöglichkeiten für eine zukunftsfähige, demokratische und vielseitige Kulturarbeit zu entwickeln.

Tag 1 – Reaktion
Häufig müssen wir uns in der Kultur(arbeit) erst einmal in Reaktion auf etwas verhalten: zur historischen Vergangenheit, diskriminierenden Mechanismen oder organisierter (digitaler) Gewalt. Wie dies gelingen kann und wo wir Hilfe finden – darum ging’s am ersten Tag!
10:00 Uhr: Ankommen und Kennenlernen
11:00 Uhr: Geländeführungen zu Vogelsang IP und Kunst im Nationalsozialismus
14:00 Uhr: Workshop „Casa-Haus“ mit Alex Mello
16:00 Uhr: Workshop „UNshit your storm“ mit Selina Pfrüner
18:00 Uhr: Tanzimpuls von Hey Bravers

Tag 2 – Aktion
Von der Reaktion kamen wir am zweiten Tag in die Aktion! Nach einem aktivierenden Tanzimpuls bekamen wir einen Input aus der politischen Bildungsarbeit auf Vogelsang und schraubten in der KulturMut-Aktionswerkstatt an gemeinsamen Ideen und Projekten!
09:30 Uhr: Tanzimpuls von Hey Bravers
10:30 Uhr: Input zur politischen Bildungsarbeit von Marc Meyer
11:30 Uhr: KulturMut-Aktionswerkstatt
15:45 Uhr: Gemeinsamer Abschluss und Abreise

Workshops
„Casa-Haus“ mit Alex Mello
Basierend auf seinen Lebenserfahrungen erforschte Filmemacher, Schauspieler und Autor Alex Mello in dem Workshop die verschiedenen Dimensionen von Fremdheit, Zugehörigkeit und Erinnerung und gab Einblicke in seine Projekte und Forschungen zur Straße als Bühne für Ausdrucksformen wie Karneval, Slam-Poetry und die visuelle Kunst.


„UNshit your strom“ mit Selina Pfrüner
Mediatorin, Konfliktcoach und Kommunikations-trainerin Selina Pfrüner teilte mit uns die Erfahrungen und Learnings aus dem Umgang mit digitaler Gewalt. Ziel des Workshops war das Erlernen von Strategien, wenn ein Shitstorm aufkommt, wie ihm zu trotzen ist und wie digitale Selbstfürsorge und kollektive, solidarische Gegenwehr gelingen kann und wo Hilfe zu finden ist.
Special: KulturMut-Sommeraktionen

Um Euch auch im allseits bekannte Sommerloch mutig(er) zu machen, veranstalteten wir kleine kulturmutige Sommeraktionen! Wir gingen gemeinsam auf Spurensuche in der Stadt, schauten Filme, besuchten eine Ausstellung und kamen ins Gespräch über wehrhafte Kultur(arbeit). Die Teilnahme an den Aktionen war kostenlos und stand allen offen, die sich für politische Kultur interessieren, an der Schnittstelle von Kultur und Gesellschaft ehren- oder hauptamtlich tätig sind und Kontakte in diesem Feld knüpfen wollen.
Hier ein Überblick

Ausstellungsbesuch: Kulturretter:innen
10.08.2024 – NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln
Anlässlich der Wechselausstellung im EL-DE-Haus mit den Bereichen „Mut“, „Hoffnung“, „Leben“ und „Gedenken“ haben wir uns mit Menschen und ihrer Geschichte während der NS-Zeit auseinandergesetzt, die ein Stück Kultur vor der Vernichtung und dem Vergessen gerettet haben. Und uns selbst gefragt: „Was würdest Du retten?“

Interaktive Stadtrallye: SpuRom:nja. Auf Spurensuche der Geschichten von Rom:nja und Sinti:ze in Köln
22.08.2024 – mit der interaktiven App Actionbound
Gemeinsam haben wir Köln aus einer anderen Perspektive kennengelernt und Orte erkundet, die eng mit Rom:nja und Sinti:ze verbunden sind. Es geht um Verfolgung, Erinnerung, rassistische Kontinuitäten nach 1945 und Bürgerrechtsbewegungen von Rom:nja und Sinti:ze in den 1980er/1990er Jahren. Unsere Tour begann am Alten Polizeipräsidium und führte uns über die Bobstraße und die Schildergasse bis zur Antoniterkirche.

Filmscreening: „Aggregat“ (2018) & „Ein Volkskanzler“ (2021)
04.09.2024 – Hamburger Straße 17, 50668 Köln
Der Dokumentarfilm „Aggregat“ zeigt verschiedene Situationen der politischen Gegenwart in Deutschland, u.a. einen Kreisparteitag in Meißen, eine Redaktionssitzung und eine Pegida-Demo am Tag der Deutschen Einheit. Das Theaterstück „Ein Volkskanzler“ nimmt die Zuschauer:innen mit auf eine Reise von der Demokratie in den Autoritarismus. Wie Grundrechte unter den Augen aller ausgehöhlt und umgebaut werden, wie kurz der Weg von der Demokratie zur Diktatur ist, vollzieht dieses Gedankenexperiment in sechs Schritten.

Stadtspaziergang: NS und Widerstand in Köln
18.09.2024 – geführter Spaziergang durch Köln
Der öffentliche Raum in Köln legt Zeugnis ab über eine 2000-jährige Stadtgeschichte. Besonders die NS-Zeit hat in Köln tiefe Spuren hinterlassen, die bis heute erkennbar sind. Bei unseren Stadtspaziergang haben wir an verschiedenen Erinnerungsorten wie dem Hansaplatz oder dem Gereonshofl die Rolle von Kunst, Kultur und Zivilgesellschaft im Angesicht der NS-Diktatur diskutiert.
KulturMut-Abschlusstagung am 11.10.2024

Ein Blick zurück!
Die KulturMut-Convention 2024 startete im April mit einer Auftaktveranstaltung mit einer Podiumsdiskussion mit Anna Marienfeld und Björn Gabriel (Studio Trafique Köln) und Dirk Lukaßen (NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln). Im Juni fand das Kulturmut-Camp in der Gedenkstätte IP Vogelsang in der Eifel statt, bei dem wir uns in Workshops, Führungen und einer Aktionswerkstatt mit Möglichkeiten der Reaktion und Aktion von kulturmutigen Projekten beschäftigten. Nach den Kulturmut-Sommeraktionen wird die KulturMut 2024 auf der Abschlusstagung resümiert: Was haben wir (voneinander) gelernt? Wo besteht weiterhin Handlungsbedarf? Welche Rolle kann die (freie) Kulturarbeit hierbei einnehmen und wie können wir hier nachhaltige Netzwerke bilden?
Timetable
10:00 Uhr: Einlass
10:30 Uhr: Begrüßung
10:45 Uhr: Keynote zu „Kultur und Politik in Ostdeutschland“ mit Anica Happich und Anna Tenti
12:00 Uhr: Mittagspause
13:00 Uhr: Projektbörse und Vernetzung
14:30 Uhr: Pause
15:15 Uhr: Paneltalk zum Themenkomplex „Kulturmutige Projekte im ländlichen (klein)städtischen Raum“
16:45 Uhr: Pause
17:30 Uhr: Projekt-Wrap-Up
18:00 Uhr: Performance von Hey Bravers
19:00 Uhr: Ausklang und Vernetzung









Unsere Speakerinnen auf der Abschlusstagung

Anica Happich
von PHOENIX e.V.
für die Keynote zu „Kultur und Politik in Ostdeutschland“

Doritta Kolb-Unglaub
von Colorido e.V.
für den Paneltalk „Kulturmutige Projekte im ländlichen und (klein)städtidchen Raum – Förderung, Herausforderungen und Möglichkeiten für wehrhafte Netzwerke”

Anna Tenti
von PHOENIX e.V.
für die Keynote zu „Kultur und Politik in Ostdeutschland“

Claudia Warda
von Kulturinitiative Hillesheim e.V.
für den Paneltalk „Kulturmutige Projekte im ländlichen und (klein)städtidchen Raum – Förderung, Herausforderungen und Möglichkeiten für wehrhafte Netzwerke”
Graphic Recording der Keynote „Kultur und Politik in Ostdeutschland“ mit Anica Happich und Anna Tenti (PHOENIX Theaterfestival)

Barrieresensibilität
Barrieresensibiltät spielte für uns bei der KulturMut Convention 2024 eine zentrale Rolle. Wir haben uns dafür eingesetzt, unsere Veranstaltungen so barrierearm und zugänglich wie möglich zu machen. Eine erfahrere Awareness-Person war bei Auftakt, Camp und Abschlusstagung vor Ort und jederzeit ansprechbar. Für die Abschlusstagung war es außerdem möglich dank der Unterstützung von Aktion Mensch Gebärdensprache-Dolmetscher:innen zu stellen. Für das Camp erarbeiteten wir zusätzlich einen Code of Conduct, um einen Raum zu schaffen, in dem sich möglichst jede:r willkommen und wohl fühlt und so eine offene sowie diskursive Atmosphäre entstehen kann.
KulturMut zum Hören – Köln Campus
Clara Hense vom Verein das Kulturgetriebe e.V. sprach mit KC-Reporter Sören über das Projekt KulturMut.
Im Rückblick auf die Kulturmut-Convention unter dem Motto „Kultur. Kampf. Mut. – Wehrhafte Kultur für die Demokratie von Morgen“ sprachen sie über verschiedene Events und Aktionen, vom Auftakt-Panel übers Sommercamp, bis zu Stadtführungen.
Dabei ging es in der Tiefe auch um Strukturen des Kulturbetriebs in Köln und die Arbeit von Hense bei das Kulturgetriebe e.V.
Schließlich fanden sie noch zu einem Ausblick auf die weitergehende Arbeit für Wehrhafte Demokratie und damit auch zur Abschlusstagung am 11.10.2024 im Seekabelhaus in Köln.
Das Interview war in gekürtzter Fassung am 10.10.2024 im Frührausch zu hören.
Jérôme Lenzen, Geschäftsführer von das Kulturgetriebe e.V. sprach außerdem am 10.10.2024 bei Kultur am Mittag mit dem WDR 3 über die KulturMut Convention 2024:
Die KulturMut Convention 2024 wurde gefördert durch:





Medienpartner der KulturMut Convention 2024:


